Sozialarbeit in Suedafrika
Dieses Projekt ist nicht nur ein grosses Abenteuer, sondern auch eine immense Herausforderung. Sollten diese jungen Damen die Menschen dort richtig einschaetzen lernen, so werden sie feststellen, dass die Bewaeltigung der sozialen Probleme Suedafrikas eine ganze Armee von Sozialpaedagogen braucht!
Laengst ist die Euphorie der Befreiung verflogen und es folgt die Ernuechterung: die Demokratie hat keine Jobs gebracht und auch nicht die Armut beseitigt, im Gegenteil, sogar noch verschaerft. Der Verfall der schwarzen Gesellschaft ist vorprogrammiert: durch AIDS stirbt die Eltern-Generation aus, es bleiben nur die Alten und die Jungen. 7 jaehrige Maedchen wohnen mit 3 kleineren Geschwistern in einer Huette und muessen diese versorgen.
In den schwarzen Townships und Squatter-Camps (illegale Huettensiedlungen, die zu Apartheit-Zeiten verboten waren) erleben schon kleine Kinder fuerchterliche Dinge: Vergewaltigungen, Morde, Ueberfaelle, Diebstahl, Gewalttaetigkeit, Verstuemmelung von Menschen (Muti).
In 90% der suedafrikanischer Familien gibt es Opfer von Kriminalitaet. Rechtschaffene Buerger leiden unter der staendigen Angst, ueberfallen zu werden. Die Polizistenselbsmordrate ist die hoechste auf der Welt. Als ich noch in SA gelebt habe, gab es einen Vorfall, da haben sich in Pretoria innerhalb einer Woche acht Gesetzeshueter das Leben genommen.
Bei Zivilisten ist der Druck so gross, dass sie meist ihre Familien mit in den Tod reissen. Nach der Devise: "tot sein ist besser, als hier zu leben - ich kann nicht mehr, kann aber den Gedanken nicht ertragen, meine Familie hier ohne Schutz zu lassen."
Ein Massentrauma hat die Menschen ergriffen und paralysiert. Sie funktionieren nur noch, halten sich bei staendig steigenden Lebenshaltungskosten am Leben.
Und damit nicht genug, ist Suedafrika, wie alle anderen Entwicklungslaender, der Globalisierung hilflos ausgesetzt. Der Oelpreis bestimmt die Preise fuer Lebensmittel. Grundnahrungsmittel muessen zu Weltmarktpreisen gekauft werden und das ist Suedafrika dank der weissen Farmer bisher noch gut dran (kann sich durch das Landrehabilitationsprogramm schnell veraendern).
Waehrend in Europa und Amerika Boersenmakler sich dumm und daemlich an Warentermingeschaeften verdienen, wird dort deshalb gehungert. Ich frage mich, wie lange wir das noch verantworten koennen.
Deshalb fordere ich: mit Grundnahrungsmitteln darf nicht mehr an der Boerse spekuliert werden. Wir naehren unseren Wohlstand auf Kosten armer Menschen: eine andere Form von Kolonialismus - nennen wir es mal Fernkolonialismus.
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